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Kommunikation in Beziehungen verstehen: Was dein*e Partner*in wirklich meint.

Kommunikation in Beziehungen ist eine der wichtigsten Grundlagen für eine gesunde Verbindung. Es kommt nicht nur darauf an, dass wir kommunizieren, sondern auch wie. In diesem Artikel bekommst du Impulse, Hintergrundwissen und Übungen, die dir helfen, die Kommunikation mit deinem Gegenüber bewusster, klarer und verbindender zu gestalten.

Zwei Frauen führen ein achtsames Gespräch in vertrauter Atmosphäre.

Das Vier-Seiten-Modell: Was hinter jeder Nachricht steckt

 

Vielleicht hast du schon einmal vom Kommunikationsquadrat nach Schulz von Thun gehört. Es wird auch das Vier-Seiten-Modell genannt, weil jede Nachricht – bewusst oder unbewusst – nach dieser Theorie vier Seiten hat. Diese vier Seiten können Sender*in und Empfänger*in der Nachricht unterschiedlich interpretieren. Nehmen wir ein einfaches Beispiel:

Person 1 sagt zu Person 2: „Ist noch Bier da?“

Was auf den ersten Blick wie eine einfache Frage wirkt, kann auf vier Ebenen ganz unterschiedlich verstanden werden:

Sachebene

Es geht rein um die Information. Die Person möchte wissen, ob noch Bier da ist.

 

Selbstaussage

Auf dieser Ebene sagt die Nachricht etwas über die sendende Person selbst aus. In unserem Fall offenbart Person 1, dass sie selber nicht weiß, ob noch Bier da ist.

 

Beziehungsebene

Die Beziehung, in der Sender und Empfänger zueinander stehen, beeinflusst stark, wie das Gesagte verstanden wird. In unserem Beispiel erwartet Person 1 von Person 2, dass sie weiß, ob noch Bier da ist. Vielleicht erwartet sie sogar, dass die andere Person dafür zuständig ist, sich um den Biervorrat kümmert.

 

Appell

Was möchte die sprechende Person erreichen? Hier möchte sie, dass Person 2, dass sie ihr mitteilt, ob noch Bier da ist, oder vielleicht sogar gleich neues besorgt.​​

Darstellung des Vier-Seiten-Modells nach Schulz von Thun

Wenn Kommunikation schiefläuft:

Ein kleines Missverständnis mit großer Wirkung

Jetzt wird’s spannend: Person 2 könnte dieselbe Nachricht ganz anders deuten, je nach Tagesform, Beziehung oder eigenen Erfahrungen.

Wenn die Kommunikation durch Missverständnisse angespannt ist, könnte Person 2 die Nachricht beispielsweise so interpretieren:

 

Sachebene: „Ich möchte wissen, ob noch Bier da ist.“

Selbstaussage: „Ich will ein Bier trinken.“

Beziehungsebene: „Du hast mal wieder kein Bier eingekauft.“

Appell: „Besorge mir gefälligst ein Bier!“

Und so kommt es, dass Person 2 vielleicht gereizt antwortet: „Hol dir dein Bier doch selbst!“ Obwohl Person 1 eigentlich nur wissen wollte, ob für den Grillabend genug da ist. Solche Missverständnisse passieren schnell und oft unbemerkt. Das Vier-Seiten-Modell kann dabei helfen, genauer hinzuschauen, was eigentlich zwischen den Zeilen mitschwingt.

Die Bedeutung der Beziehungsebene

Gerade die Beziehungsebene spielt eine zentrale Rolle, wenn es um Kommunikation in Beziehungen geht. Denn: Wir reden mit jeder Person anders. Je mehr Zeit wir miteinander verbringen und kommunizieren, desto mehr lernen wir über die andere Person. Wir schätzen sie und ihre Kommunikation, Körpersprache und ihr Verhalten ein und handeln aufgrund dieser vorherigen Erfahrungen. Häufig trägt das eigene Kopfkarussell auch zur Interpretation des Gesagten bei: Wir deuten das Verhalten der anderen Person in den meisten Fällen, ohne nachzufragen und wirklich zu wissen, ob es so gemeint war, und steigern uns so manchmal in etwas rein. Wir fühlen uns Missverstanden und sind genervt – oder der*die Partner*in reagiert gereizt und wir verstehen nicht, wieso.

Was hilft bei Missverständnissen?

Wenn du das Gefühl hast, deine Partnerin versteht dich oft falsch – oder du reagierst selbst gereizt auf harmlose Aussagen – dann lohnt sich ein Perspektivwechsel:

👉 Frage dich:

  • Welche der vier Ebenen habe ich ausgesendet?

  • Welche Ebene hat mein Gegenüber vermutlich gehört?

  • Gab es Körpersprache oder Tonfall, die das beeinflusst haben könnten?

Ein Gespräch muss nicht eskalieren. Statt mit einem genervten „Was soll das jetzt?“ zu reagieren, hilft in unserem Beispiel etwa ein neutraler Einstieg: „Ich habe gerade gar keinen Bierdurst. Was meinst du mit der Frage?“ Damit öffnet die Person Raum für Klärung statt Konfrontation. Und oft zeigt sich: Die Situation war viel harmloser, als das Kopfkino glauben wollte.

Kommunikation bewusst gestalten

Viele Beziehungsprobleme entstehen durch Missverständnisse, die eigentlich vermeidbar wären. Mit dem Wissen um das Vier-Seiten-Modell kannst du bewusster mit Sprache, Ton und Körpersprache umgehen und wirst sensibler dafür, wie dein Gegenüber tickt. Je öfter du dir Raum für achtsame Kommunikation nimmst, desto mehr Verständnis, Verbindung und Leichtigkeit kann in deiner Beziehung entstehen. Welche weiteren Elemente Beziehungen stärken können, liest du hier im Artikel „Was Beziehungen stärkt“.

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