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Was du über Kommunikation in Beziehungen wissen solltest

Ich sage es immer wieder und kann es auch nicht oft genug wiederholen: Eine gesunde Kommunikation ist eine der wichtigsten Dinge in allen Beziehungen. Es kommt nicht nur darauf an, dass kommuniziert wird, sondern auch wie kommuniziert wird. Deshalb habe ich den April zum Themenmonat der Kommunikation auserkoren. Ich gebe dir ein paar Impulse, Übungen und interessante Fakten mit, die dir helfen, die Kommunikation in deinen Beziehungen zu verbessern.




Heute starten wir mit den Grundlagen der Kommunikation. Das klingt jetzt erstmal sehr theoretisch. Das ist es auch etwas; dieses Wissen trägt aber dazu bei, in dem einen oder anderen Moment achtsamer zu kommunizieren. Und eine achtsame Kommunikation verbessert im Endeffekt das gesamte Gefühl innerhalb der Beziehung.


Vielleicht hast du schon einmal vom Kommunikationsquadrat nach Schulz von Thun gehört. Es wird auch das Vier-Seiten-Modell genannt - weil jede Nachricht nicht nur eine Nachricht ist, sondern nach dieser Theorie vier Seiten hat. Diese vier Seiten können Sender*in und Empfänger*in der Nachricht unterschiedlich interpretieren; dazu später mehr. Ich erkläre dir das anhand eines Beispiels. Person 1 sagt zu Person 2 „Ist noch Bier da?“ Die vier Seiten können wie folgt ausgesendet werden:


Sachebene

Auf der Sachebene geht es rein um die Information. Die Person möchte wissen, ob noch Bier da ist.


Selbstaussage

Auf dieser Ebene sagt die Nachricht etwas über die sendende Person selbst aus. In unserem Fall offenbart Person 1, dass sie selber nicht weiß, ob noch Bier da ist.


Beziehungsebene

Die Beziehung, in der Sender und Empfänger zueinander stehen, beeinflusst erheblich, wie das Gesagte interpretiert wird. Das erkläre ich später noch detaillierter. In unserem Beispiel erwartet Person 1 von Person 2, dass sie weiß, ob noch Bier da ist.


Appell

Wozu möchte der*die Sender*in den*die Empfänger*in veranlassen? Hier möchte Person 1 Person 2, dass sie ihr mitteilt, ob noch Bier da ist.



Diese vier Seiten der Nachricht „Ist noch Bier da?“ sendet Person 1 (unbewusst) aus. Dabei kann es sein, dass Person 2 die Aussage auf allen Seiten anders wahrnimmt. Das kann vor allem anhand der Beziehung, in der beide Personen zueinander stehen, persönlicher Erfahrungen oder aufgrund der Tagesform einer der beiden Personen der Fall sein. Dies kann für Missverständnisse sorgen. Wir bleiben mal bei unserem Beispiel. Wenn die Kommunikation durch Missverständnisse angespannt ist, könnte Person 2 die Nachricht beispielsweise so interpretieren:


Sachebene: Ich möchte wissen, ob noch Bier da ist.

Selbstaussage: Ich will ein Bier trinken.

Beziehungsebene: Du vergisst ständig, Bier einzukaufen.

Appell: Besorge mir ein Bier!


Aufgrund dieser gestörten Kommunikation kann es sein, dass Person 2 auf die Frage „Ist noch Bier da?“ gereizt mit „Hol dir dein Bier doch selbst!“ reagiert. Dabei wollte Person 1 vielleicht einfach nur wissen, ob für den anstehenden Grillabend mit Freunden noch Bier da ist. Warum die Kommunikation so angespannt ist, kann viele Gründe haben. Diese gilt es herauszufinden. Mit dem Bewusstsein, dass eine Nachricht diese vier Ebenen hat, ist es allerdings grundsätzlich leichter, diesen Missverständnissen auf den Grund zu gehen.


Die Beziehungsebene ist ein zentraler Teil, wenn es um Kommunikation geht. Wir kommunizieren und verhalten uns in jeder Beziehung anders. Das hängt damit zusammen, wie vertraut wir mit der anderen Person sind. Je mehr Zeit wir miteinander verbringen und kommunizieren, desto mehr lernen wir über die andere Person. Wir schätzen sie und ihre Kommunikation, Körpersprache und ihr Verhalten besser ein und handeln aufgrund dieser vorherigen Erfahrungen. Häufig trägt das eigene Kopfkarussell auch zur Interpretation des Gesagten bei: Wir deuten das Verhalten der anderen Person in den meisten Fällen, ohne nachzufragen und wirklich zu wissen, ob es so gemeint war, und steigern uns so manchmal in etwas rein. Wir fühlen uns Missverstanden und sind genervt - oder der*die Partner*in reagiert gereizt und wir verstehen nicht, wieso.


Wie kann ich Missverständnissen auf den Grund gehen?


Wenn dir solche Situationen bekannt vorkommen und du dich oft von dem*der Partner*in missverstanden fühlst, kannst du anhand des Vier-Seiten-Modells versuchen zu verstehen, wo der Fehler liegt. Sendest du missverständliche Signale aus? Oder interpretiert der*die andere diese anders als du? Dies kann auch durch die nonverbale Kommunikation passieren. Passt die Körpersprache nicht zu den Aussagen, kann es auch hier schnell zu Missverständnissen kommen.


In solchen Situationen hilft es, den*die Partner*in direkt und neutral darauf anzusprechen. Gehen wir nochmal zu dem Beispiel mit dem Bier zurück. Statt hier mit einem genervten „Was soll das denn jetzt?“ ähnlich geladen zu reagieren, kannst du mit einem ruhigen „Ich möchte jetzt gar kein Bier. Wie kommst du darauf?“ ein neutrales Gespräch beginnen und dem Problem im Idealfall objektiv auf den Grund gehen.


Häufig denken wir gar nicht daran, ob der*die Partner*in es anders meint als wir es aufgenommen haben. Wir interpretieren etwas Negatives in die Aussagen und Handlungen hinein und sind dann genervt. Dabei meint der*die andere das meistens gar nicht so, wie wir denken. Statt das gezielt anzusprechen, sind wir lieber aufgebracht und steigern uns dort hinein, das Kopfkarussell fängt an sich zu drehen und wir dramatisieren das ganze noch: „Immer macht er das und das“ „Wieso ist sie nur so und so?“. Der*die andere weiß oft gar nicht, was los ist und die Missverständnisse schaukeln sich über eine lange Zeit immer weiter hoch. Dabei können wir durch ein neutrales Gespräch solche Gedanken und damit einhergehende blöde Gefühle direkt im Keim ersticken. Und wie das in der Praxis funktioniert, erfährst du in meinem nächsten Blogeintrag zum Themenmonat der Kommunikation.




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