Kommunikation bedeutet nicht nur neutrale Mitteilungen zu machen, sondern auch diskutieren oder streiten. Das ist meistens lästig und tut beiden Seiten selten gut. Der bewusste Umgang mit Konfliktsituationen kann da oftmals Abhilfe schaffen. Um in diesen Situationen einen möglichst kühlen Kopf zu bewahren, zeige ich dir in diesem Artikel bestimmte Konfliktmuster. Als Bonus nenne ich dir anschließend vier Tipps für das konstruktive Diskutieren. So hast du das Handwerkszeug, um künftig Konflikte gelassener anzugehen und schneller aufzulösen.
Da Konflikte eine Art der Kommunikation sind, ist es nützlich, hierfür ein paar theoretische Grundlagen zu kennen. Kommunikation ist vor allem durch die Beziehung der beiden Kommunizierenden geprägt. Um in diesen Zusammenhang tiefer einzutauchen, schauen wir uns im Schnelldurchlauf zwei der fünf Axiome der Kommunikation von Paul Watzlawick an.
Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt
Diesen Punkt habe ich im letzten Artikel im Rahmen des Kommunikationsquadrats schon angeschnitten. Neben der Sachebene, auf der die reinen Informationen transportiert werden, spielt - besonders bei Konflikten - die Beziehungsebene eine große Rolle. Konflikte entstehen nicht nur aufgrund unterschiedlicher Meinungen, sie basieren auch auf dem allgemeinen Umgang miteinander. Und dieser hängt maßgeblich von der Beziehung zur anderen Person ab. Beispielsweise gehst du mit der*dem Vorgesetzten in der Regel ganz anders um als mit dem*der Partner*in.
Möchtest du dem*der Vorgesetzten mitteilen, dass dir sein*ihr Umgang letzte Woche nicht gepasst hat, geschieht das eher vorsichtig und freundlich. Du bist ihr*ihm schließlich untergeordnet, ein respektloser Umgang könnte im schlimmsten Fall deinen Rauswurf bedeuten. Mit dem*der Partner*in bist du in der Regel auf Augenhöhe. Du wählst andere Wörter, Gesten und Intonationen, um ihm*ihr zu erklären, was dir nicht passt. Du siehst, die Beziehung bestimmt maßgeblich darüber, wie du etwas sagst und wie das Gesagte aufgenommen wird.
Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung
Das Wissen um dieses Axiom hilft erheblich dabei, bestimmte Konflikte zu erkennen und ihr Muster zu durchbrechen: Jede Aussage ist ein Reiz, auf den der*die andere reagiert. Du sagst etwas, dein*e Partner*in reagiert darauf, darauf reagierst du wieder und so weiter. Dies kann bewusst oder unbewusst - durch Körpersprache, Worte oder Verhalten - passieren. Das heißt, dass die Kommunikation ein Kreislauf ist. Gibt es Konflikte, kann dieser Kreislauf zum Teufelskreis werden.
Das klassische Beispiel, welches in dem Zusammenhang häufig genannt wird, ist der Kreislauf von der meckernden Frau und dem Mann, der sich zurückzieht. Die Frau meckert, dass der Mann sich zurückzieht. Der Mann zieht sich zurück, weil die Frau meckert. Ein Teufelskreis. Erkennst du diesen Teufelskreis und thematisierst diesen auf einer neutralen Ebene mit dem*der Partner*in, kann dieser Konflikt aus der Welt geschafft werden.
Das war ein kleiner theoretischer Einschub, mit dessen Wissen du Muster erkennen und vielleicht sogar durchbrechen kannst. Aber wie geht es konkret an die Lösung der Konflikte? Hier habe ich noch vier Tipps für dich, um konstruktiv zu diskutieren:
1. Klare Aussagen - Was hat dich warum gestört?
„Als du gestern lieber in Ruhe an deinem Auto geschraubt hast, als mit mir gemeinsam zu kochen, hat mich das verletzt. Ich hätte gern mit dir zusammen Zeit verbracht.“ - Damit kann die andere Person garantiert mehr anfangen als mit „Du hast mich verletzt, das war scheiße.“
2. Die Vergangenheit ruhen lassen - Was ist jetzt das konkrete Problem?
„Immer machst du dies und jenes“ - so eine Aussage würde dich auch direkt auf 180 bringen, oder? Auch wenn dieses Problem öfters besteht, konzentriere dich auf die letzte Situation, in der es dich gestört hat. Probiere, gemeinsam hierfür eine Lösung zu finden. Wenn ihr wieder und wieder auf ein anderes Problem kommt und euch gegenseitig mit den ganzen üblichen Dingen, die einen so stören, beschuldigt, kommt ihr nicht voran. Eins nach dem anderen.
3. In den*die Partner*in hineinversetzen
Das ist in hitzigen Situationen natürlich leichter gesagt als getan. Aber auch hier macht Übung den Meister. Kannst du nachvollziehen, wieso dein*e Partner*in so gehandelt hat? Die Handlungen zu verstehen fördert das allgemeine Verständnis füreinander und somit auch eine konstruktive Diskussion.
4. Ihr seid ein Team!
In Diskussionen vergessen wir manchmal, dass wir gemeinsam an der gleichen Front kämpfen. Schließlich seid ihr zusammen und wollt euer Leben gemeinsam leben. Halte dir vor Augen, warum du diesen Konflikt lösen möchtest: Damit ihr diese Beziehung gemeinsam weiterführen könnt und ihr beide damit glücklich seid. Falscher Stolz bringt eure Beziehung nicht voran, im Gegenteil. Wenn du einen Fehler gemacht hast, gib ihn zu. Das ist menschlich. Immer im Recht sein zu wollen und sich überlegen zu fühlen - das sollte in einer ernsthaften Beziehung definitiv nicht an erster Stelle stehen.
Natürlich gibt es noch einige Punkte mehr und nicht jeder Tipp hilft jedem Menschen. Also nimm dir die Tipps zu Herzen, die sich für dich gut anfühlen. Und es ist vollkommen normal, dass du nicht gleich bei der nächsten Diskussion perfekt konstruktiv und gelassen bleibst - also mach dir keinen Stress. Das kommt alles mit der Zeit, wenn du dran bleibst und dich immer wieder an deine Tipps erinnerst.
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